Die gemalte Bestandsaufnahme – so räumst du mit Stift und Papier deine Gedanken auf

Maluntesilien für Kreative

Jetzt wollen wir doch mal sehen, wie wir Ordnung ins Chaos kriegen!

Manchmal stehen wir alle ja ein bisschen neben uns. Das kann sich zum Beispiel darin äußern, dass wir plötzlich in der Küche sind und uns fragen: „Was wollte ich hier eigentlich?“ Manchmal kommt es aber auch dicker und wir spüren eine innere Unruhe, an die wir nicht wirklich ran kommen oder wir grübeln immer wieder über das selbe Problem nach.

Manchmal gibt es sogar Tage, an denen wir auf die Frage „Was ist denn dein Problem?“ gar keine Antwort wissen – wir wissen nur, dass da irgendwas rumort und dass wir dringend mal wieder „die Festplatte defragmentieren“, also unseren Kopf aufräumen müssen. Eine einfache Kreativübung kann uns da helfen, Gefühle sichtbar zu machen, indem wir uns „ein Bild machen“, auf dem wir die Situation sehen können.

Bevor wir jetzt mit der Schritt-für-Schritt-Anleitung zu der gemalten Bestandsaufnahme beginnen, muss ich aber noch eins erwähnen: Diese Methode wird natürlich, wie es so schön heißt, „außerhalb der Heilkunde angeboten“. Wenn du das Gefühl hast, wirklich massiv unter Druck zu stehen und bei deinen Problemen Hilfe von einem neutralen und qualifizierten Begleiter zu brauchen, kann ein Kreativspiel natürlich nicht den Besuch bei einem einfühlsamen Arzt oder Therapeuten ersetzen.

Wenn es dir aber darum geht, dir Zeit für dich selbst zu nehmen, einfach mal bei dir anzukommen und Klarheit über eine bestimmte Situation zu gewinnen, hilft das Kreativspiel dir, deine von Gedanken überlagerte Intuition sichtbar zu machen. So kannst du ein wenig Abstand zu deiner Situation bekommen und „von oben draufsehen“, um dich selbst besser zu verstehen und deine Bedürfnisse klarer zu erkennen. Du kannst natürlich auch einen guten Freund oder eine Freundin bitten, das Spiel mit dir zusammen zu machen – so hast du auch gleich jemanden, mit dem du über deine neuen Erkenntnisse sprechen kannst!

Wenn du nicht nur diesen Artikel lesen, sondern es tatsächlich selbst ausprobieren willst, solltest du jetzt aufhören zu lesen, Stifte und Papier bereitlegen und dann einen Schritt nach dem anderen machen. Also lies Schrit eins, führe ihn aus, lies Schritt zwei und so weiter. Das erhöht den Überraschungseffekt und verhindert, dass dein rationaler Verstand dir dazwischen quasselt! 😉

 

Schritt 1: Dein Mindset

Bevor du mit dem Kreativspiel anfängst, erklärst du dir am besten noch einmal selbst, dass du nichts falsch machen kannst. Es geht weder darum, ein Bild zu malen, mit dem du einen Platz an der Kunstakademie ergattern könntest, noch darum, deine „Schwächen“ und „Fehler“ zu entdecken. Schwächen und Fehler gibt es nicht, es gibt nur Gefühle und Bedürfnisse, die Wertschätzung und Anerkennung verdienen. Freu dich also auf das, was dein Unterbewusstsein dir verraten wird, es kann ja nicht falsch sein!

Nun kannst du an eine bestimmte Situation denken, zu der du gern mehr Klarheit hättest, etwa deine Stellung innerhalb deiner Firma, deinen Platz in der Familie oder im Freundeskreis. Du kannst auch eine Frage in Angriff nehmen, die in deinem Leben immer wieder auftaucht und zu der du einfach keine befriedigende Antwort findest. Wichtig ist nur, dass du für dich formulierst, worüber du gern deine wahre eigene Meinung erfahren würdest!

Schritt 2: Dein Bild

Du brauchst kein professionelles Material, um dein Bild zu malen, im Grunde reichen ein großes Blatt Papier und ein Bleistift oder ein Kuli, du kannst das Malen aber auch zelebrieren und mit schönen farbigen Stiften malen, Details ausarbeiten, dabei deine Lieblingsmusik hören und so richtig entspannen. Wenn du gerade aber Hummeln im Hintern hast und lieber schnell weiterkommen möchtest, ist es völlig in Ordnung, wenn du nur Skizzen machst, die als Gedächtnisstütze reichen. Ich kann dir aber aus Erfahrung sagen, dass viele Menschen nach dem Kreativspiel so begeistert von ihrem Bild sind, dass sie es gern aufheben oder sogar einrahmen, weil sie das Gefühl haben, noch nie so ein persönliches Bild gemalt zu haben. Es ist also nicht schlimm, wenn das Bild dir selber gefällt! 😉

Damit das Kreativspiel als gemalte Bestandsaufnahme funktioniert, gibt es beim Motiv eine kleine Regel: Du solltest fünf verschiedene … irgendwas malen. Du kannst fünf Tierarten in einem Zoo oder auf der Wiese malen, fünf Verkehrsmittel, oder fünf verschiedene Menschen auf einem Marktplatz, fünf Meeresbewohner unter Wasser. Wähl einfach das Motiv, das dich spontan inspiriert und dann leg los und mal dein Bild!

Schritt 3: Freies Assoziieren

Wenn dein Bild fertig ist, kommt der Teil des Spiels, mit dem du dein rationales Denken überlisten kannst: das freie Assoziieren! Dazu brauchst du deinen Stift und zwei Zettel, einen, um Notizen zu machen, einen, um das Geschriebene Zeile für Zeile zuzudecken. Nun schreibst du die erste Zeile. In die erste Zeile kommen die fünf Wesen, die ganz intuitiv auf deinem Bild aufgetaucht sind.

Wenn du Tiere gemalt hast, schreibst du eben zum Beispiel Kuh – Schwein – Gänse – Bär – Tiger in eine Reihe. Nun springst du in deiner Reihe wild hin und her und schreibst sofort, ohne nachzudenken, auf, was dir als erstes zu den einzelnen Wörtern einfällt. Bär – groß, Gänse – Schnattern, und so weiter. Hast du die zweite Zeile mit fünf neuen Wörtern fertig, deckst du die oberste Zeile zu, sodass du nur noch die zweite Zeile sehen kannst und springst sofort wieder los. Schnattern – Krach, groß – stark. Dann deckst du die zweite Reihe zu, sodass du nur noch die dritte sehen kannst und machst weiter mit deiner Assoziationskette, bis du fünf Zeilen gefüllt hast. Je schneller du deine Liste anlegst, umso besser – und intuitiver – wird sie.

Jetzt kannst du das Deckblatt hoch nehmen und siehst vor dir fünf senkrechte Spalten mit jeweils fünf Wörtern, die dir mehr über deine Gefühlswelt verraten, als reines Grübeln das jemals gekonnt hätte. Du kannst nun die Eigenschaften den einzelnen Wesen auf deinem Bild ganz klar zuordnen. Als Beispiel: Unter deinem Bären steht jetzt vielleicht die Assoziationskette: Bär – groß – stark- sicher – Beschützer. Wenn dir das die Orientierung erleichtert, kannst du die Wortketten auch direkt in deinem Bild bei den einzelnen „Personen“ (die Personen können ja auch ein Fahrrad, ein Sportwagen und ein Flugzeug sein) eintragen. Und jetzt kommt der spannende Teil!

Schritt 4: Die Interpretation

Du siehst nun dein Bild vor dir mit fünf „Repräsentanten“ deiner Situation, denen du durch freies Assoziieren Eigenschaften zugeordnet hast. Jetzt kommt der spannende, aufregende Teil des Spiels, die Entdeckungsreise, die manchmal ein bisschen Detektivarbeit erfordert, manchmal aber auch dazu führt, dass du dir sofort spontan vor die Stirn klatscht und rufst: „Wieso bin ich da nicht gleich drauf gekommen?“

Du kannst nämlich jetzt auf deinem Bild die Situation sehen, über die du dich mit dir selbst vor dem Spiel geeinigt hast, um sie zu erforschen. Nehmen wir einmal an, du wolltest mehr über deine Position am Arbeitsplatz wissen und die informellen Strukturen besser verstehen. Wer ist da jetzt zum Beispiel der bunte Hahn, der immer laut kräht und die Federn spreizt, aber sich nur aufplustert? Wer ist der starke Bär, der immer die Ruhe bewahrt und Sicherheit und Schutz ausstrahlt? Wer bist du, mit dem kannst du dich spontan oder nach einigem Nachdenken am besten identifizieren? Und vor allem: Wo sind deine positiven Eigenschaften und Stärken?

Stellst du vielleicht verschämt fest, dass du innerhalb deiner Familie die Meckerziege bist? Vielleicht stimmt es ja, dass du manchmal meckerst, weil du das Gefühl hast, dass niemand dir richtig zuhört und du immer übergangen wirst. Gehört und wahrgenommen zu werden sind aber gerechtfertigte und sehr positive Bedürfnisse, für die du jetzt neue Ausdrucksmöglichkeiten finden kannst, wenn du keine „Mecker“-Ziege mehr sein willst, sondern eine tolle Ziege, die ihre liebenswerten Eigenschaften so richtig zum Glänzen bringt! Denn Ziegen sind sehr ausdauernde, fürsorgliche, wissbegierige Geschöpfe, die auch in schwierigem Gelände erstaunlich sicher ihren Weg finden und ständig dazu lernen!

Hey, merkst du, wie deine Wahrnehmung der Situation sich verändert? Jetzt denkst du nicht mehr „Mist, ich bin eine olle Meckerziege!“, du denkst: „Wow, ich bin eine fürsorgliche Ziege, die ausdauernd für ihre Familie sorgt! Kein Wunder, dass ich auch manchmal mecker, das ist mein Job!“ Mit diesem frisch aufgeblühten Selbstwertgefühl kannst du dich dann daran machen, zu überdenken, wie du deine Bedürfnisse in Zukunft positiver formulieren kannst, denn dadurch machst du es deinen Zicklein und dem Bock einfach leichter, auf deine klar und ohne Vorwurf formulierten Bitten zu reagieren!

Wenn du das Bild gemalt hast, um dir eher über eine Situation in deinem Inneren klar zu werden, kannst du auf dem Bild die verschiedenen Persönlichkeitsanteile sehen. Niemand von uns ist nur fröhlich, nur mutig, nur depressiv oder nur clever. Wir sind alle immer ganz vieles auf einmal, nur sind die Gefühle und Kräfte, die in uns wirken oft verschieden stark, je nachdem, welches „Image“ wir vor uns selbst haben. Und manchmal arbeiten die inneren Kräfte auch gegeneinander, weil wir uns ihrer nicht bewusst sind.

Siehst du auf dem Bild vielleicht die neugierige junge Katze in dir, die sich unabhängig und frei auf den Weg machen will, um neue Abenteuer zu entdecken? Und steht ihr vielleicht ein innerer Verhinderer im Weg, der die Katze davor bewahren will, sich in Gefahr zu begeben? Und wie können die beiden sich so einigen, dass die Katze ihre Erfahrungen machen kann, aber der Verhinderer beruhigt ist, weil sie sofort nach Hause kommen wird, wenn sie Hilfe braucht?

Wenn du dich mit den einzelnen Personen im Bild näher befasst hast, kannst du untersuchen, wie sie zueinander stehen. Wer blickt wen an, wer wendet sich ab? Wer ist mitten im Geschehen und wer schwebt als abgehobener Hubschrauber über der Szene, hat aber den besten Überblick? Wer sieht vielleicht ganz klein und schutzbedürftig aus und wer bietet Sicherheit und strahlt Ruhe aus? Wenn du diese Relationen, die uns im alltäglichen Gewimmel oder gewohnten Beziehungen oft gar nicht bewusst werden, auf deinem eigenen Bild klar sehen kannst, kannst du auch darüber nachdenken, was du gern verändern würdest – oder womit du sehr zufrieden bist, so wie es ist.

Schritt 5: Chillen und Grinsen

Jetzt hast du es geschafft: Du hast dir im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild gemacht. Du hast deine Intuition ein Bild malen lassen und dein Unterbewusstsein hat dir beim freien Assoziieren geholfen, um Klarheit in deine Gedanken zu bringen und deine Situation neu zu entdecken. Ich spreche bewusst nicht von Bewerten, denn genau darum geht es nicht. Es geht allein darum, dich dir selbst liebevoll zuzuwenden und über die Brücke deiner Kreativität bei dir anzukommen.

Wenn du Lust hast, kannst du dein Bild auch einem guten Freund zeigen und ihn fragen, was er darin sieht, vielleicht entdeckst du dadurch noch einmal ganz andere Aspekte. Wenn du Schwierigkeiten mit einer Entscheidungsfindung hast, kann die gemalte Bestandsaufnahme dir helfen, die Fakten klarer zu sehen und herauszufinden, wo es vielleicht noch klemmt.

Ich wünsche dir jetzt viel Spaß bei deiner Entdeckungsreise ins eigene Ich und freue mich, wenn du uns in den Kommentaren davon berichtest, was du mit dem Kreativspiel erlebt hast!

Wie du mit Kreativität deine Achtsamkeit fördern kannst

Pastell Meer Wasser Wellen Elisa Groka

„Fließendes“ Pastell – Mit Malen entspannen

Achtsamkeit scheint eins dieser Wörter zu sein, die in den letzten Jahren inflationär benutzt werden, aber nur wenige können es mit Sinn füllen. Acht geben ist schön und gut, aber kann ich nicht auch sieben oder neun geben? Oder muss ich mir für Achtsamkeit die Beine verknoten und auf einer harten Matte hocken? Und ist das nicht eins dieser Wörter, die Kartenlegerinnen im Fernsehen für ihre lieblosen Schnelldiagnosen benutzen? Was ist Achtsamkeit überhaupt, und wieso soll ich sie fördern?

Drücken wir doch einfach mal die Resettaste und vergessen kurz alle Vorurteile, die wir zu diesem Wort aufgebaut haben. Und damit sind wir schon mitten in der Materie. Denn genau das bedeutet Achtsamkeit – wahrnehmen, was ist, ohne es zu bewerten. Im Augenblick sein. Bei sich sein. Und das können wir alle hin und wieder brauchen, um unseren Stresspegel runterzufahren und das Sein so zu genießen, wie es ist!

Von den Katzen lernen

Ich hab schon unglaublich intellektuelle, verkopfte, teilweise kluge, teilweise unverständliche Definitionen von Achtsamkeit gelesen. Die östlichen Buddhisten fassen es in andere Worte als die westlichen Psychotherapeuten, nur wirklich fühlbar fand ich keine dieser Definitionen. Verstanden habe ich Achtsamkeit erst wirklich, als mein Kater Fitzwilliam es mir vorgemacht hat. Fitz kann es natürlich einfach haben und durch die Terrassentür spazieren, wenn er zu seiner Runde unter die norddeutschen Hecken aufbricht. Er liebt es aber, sein Potenzial auszuschöpfen, einfach, weil er es kann. Er nimmt also gern folgenden Weg nach draußen:

Er klettert aus meinem Schlafzimmerfenster im ersten Stock, rutscht wie ein Bobfahrer vier Reihen Dachpfannen herunter und landet dann auf dem Terrassendach der Nachbarn. Für einen jungen Kater mit der Figur eines russischen Balletttänzers ein Heidenspaß. Dann kommt der schwierige Teil. Um auf dem Rasen anzukommen, muss er einen „Schwebebalken“ überqueren, den ein alter Weinstock mit zahllosen Zweigen komplett in Besitz genommen hat. Der Weg zur Absprungstelle gleicht einem zwei Meter langen Limbo auf dem Drahtseil. Während ich jetzt auf dieser Strecke einen Schreianfall kriegen und nach einer Säge für diesen verdammten Wein brüllen würde, versenkt Fitzwilliam sich in einen völlig entspannten Zustand, macht sich weich wie warmer Kakao mit Sahne und setzt sicher und ruhig eine Pfote vor die andere.

Er atmet. Er schaut. Er setzt ein Pfötchen. Er duckt sich. Er atmet. Er reckt sich und setzt wieder ein Pfötchen. Er ist. Der Rasen ist in zehn Minuten auch noch da. Fitz hat es nicht eilig. Und man sieht diesem geschmeidigen Kater an, dass er jede Sekunde genießt und völlig im Hier und Jetzt ist. Er ist achtsam. Und er ist entspannt, weil er sich den Weg nicht schlecht macht mit wertenden Gedanken, sondern ihn einfach gewahrsam geht. Er bekommt keine Zweige ins Auge, rutscht nicht ab, ist nicht genervt oder hektisch. Wenn er unten ankommt, ist er schon durch die „Anreise“ so entspannt, dass er oft erstmal wie ein König auf dem Rasen sitzt, ganz versunken in die eigene Präsenz. Ein beneidenswerter, aber nicht unerreichbarer Zustand!

Aber wie kommt man da selbst hin? Laut Fernsehwerbung hilft es, ein Bier zu trinken. Kein Stress, keine Meetings. Halte ich persönlich für keinen guten Weg. Aber nicht jeder hat einen vierfüßigen flauschigen Meister, der ihn Achtsamkeit lehrt. Viele von uns sind durch Stress, Sorgen und Druck so abgelenkt, dass sie einen Meister noch nicht mal erkennen können, wenn sie ihn sehen, denn das allein erfordert ja schon eine achtsame Wahrnehmung. Und daran sind wir einfach nicht gewöhnt.

Warum Achtsamkeit uns so schwer fällt

Es ist nicht neu, aber man kann es sich nicht oft genug bewusst machen: Wir alle sind geprägt von einer höher-schneller-weiter Gesellschaft. Wir sind alle von klein auf daran gewöhnt, benotet, bewertet, geprüft zu werden. Ständig müssen wir irgendetwas beweisen. Wenn wir klein sind, werden wir gefragt, was wir werden wollen, wenn wir groß sind, wenn wir älter oder krank werden, werden wir schief angeguckt, weil wir aber schonmal mehr geleistet haben als heute.

Da ist es verdammt schwer, das wertende Denken nicht anzunehmen und einfach mal im Hier und Jetzt zu sein. Wir müssen also oft erst umlernen, bevor wir Achtsamkeit genießen können, und das ist gar nicht so einfach. Ein erster Schritt ist, sich klar zu machen, dass Achtsamkeit tatsächlich nichts zu tun hat mit „unproduktiv rumsitzen“, sondern erwiesenermaßen einen positiven Einfluss hat auf unsere psychische und physische Gesundheit. Wenn dein Gewissen also schlecht zu dir ist und dir sagt, dass du weiterrennen und auf die gewohnte Art funktionieren musst, sagst du ihm enfach mit einem satten Lächeln, dass du gerade deine Leistungsfähigkeit erhältst und steigerst, wenn du dir deinen mentalen Sonnenhut aufsetzt und in die Langsamkeit gehst. 😉

Mit Kreativität die Achtsamkeit anlocken

Es fällt uns leichter, Gewohnheiten abzulegen, die uns nicht gut tun (wie ständiges unter Strom stehen), wenn wir unserer Seele eine schöne und nährende Alternative anbieten. Im Kopf ist uns allen das natürlich klar. Endloses Grübeln und schlaflose Nächte haben noch nie ein Problem gelöst. Trotzdem fällt es unglaublich schwer, den Grübelautomaten einfach abzustellen. Hier kommt die Kreativität ins Spiel.

Kreativität und Achtsamkeit haben viel miteinander gemeinsam. Achtsamkeit ist sogar der Närboden für kreative Werke mit Seele. Wir können nicht malen, was wir nicht bewusst gesehen haben (auch, wenn das Gesehene vielleicht als abstraktes Gemälde daherkommt), wir können nicht ausdrücken, was wir nicht bewusst gefühlt haben. Der Unterschied zwischen Kunst mit und ohne Achtsamkeit ist so wie der zwischen einem tanzenden Roboter und einer stolzen spanischen Mama, die mit all ihrer weiblichen Kraft, Lebenserfahrung und Leidenschaft einen Flamenco hinlegt, bei dem der Boden erzittert.

Um kreative Werke mit Seele erschaffen zu können, brauchen wir also unsere Achtsamkeit, unsere bewusste Wahrnehmung des Hier und Jetzt. Und das Gute ist: Dieser Weg ist keine Einbahnstraße! Wenn du Schwierigkeiten hast, innerlich zur Ruhe zu kommen, kann die Kreativität die Brücke sein, die dich da hin bringt. Sollen wir es noch mit einem praktischen Beispiel ausprobieren?

Eine praktische Kreativübung für mehr Achtsamkeit

Du weißt, dass es dir gut tun würde, einen Spaziergang zu machen. Das Wetter ist traumhaft, die Luft duftet so süß und dass du mehr Bewegung brauchst, ist auch kein Geheimnis. Schließlich ist die Powerkombi Licht-Luft-Bewegung nicht nur gut für den Körper, sie wirkt sogar (vorbeugend) gegen Depressionen und Stresserkrankungen. Aber einfach nur so draußen rumlaufen? Ohne Ziel? Macht dich das nicht unruhig? Ist das nicht Zeitverschwendung? Müsstest du dann nicht besser gleich „richtig“ Sport treiben und kommst dann nicht raus, weil der innere Schweinehund in der Tür sitzt und sich viel zu breit macht?

Schnapp dir einen Zeichenblock und Stifte und lauf los. Du rennst nicht einfach nur ziellos draußen rum und das soll dann irgendwie gut tun, du gehst auf einen Motivspaziergang! Und schon verändert sich von selbst deine Wahrnehmung. Du siehst plötzlich kleine Blumen, an denen du sonst achtlos vorbei gegangen wärst. Du siehst, wie das Laub eines Baumes mit dem Sonnenlicht spielt und tanzende Schatten auf den Boden wirft. Du richtest deine Aufmerksamkeit auf das, was ist.

Wenn du dann einen gemütlichen Platz und ein schönes Motiv gefunden hast, erinnerst du dich nur zur Sicherheit am besten nochmal daran, dass es jetzt nicht darum geht, etwas zu leisten, zu bewerten oder zu bezwecken. Du verbindest dich einfach mit deiner Aufmerksamkeit, um zu zeichnen, was du wahrnimmst. Und das ist der Kern der Sache, der Weg, deine Kreativität zu befreien und deine Achtsamkeit zu locken. Du bist nicht hier, um eine fotorealistische Naturstudie zu machen. Du bist hier, um das zu zeichnen, was du siehst und fühlst. Du kannst also nichts falsch machen, du kannst nur ein Original zeichnen, das so einzigartig ist wie du selbst!

Jetzt sieht aber die majestätische Eiche von der Anhöhe auf deinem Zeichenblock aus wie das Gekrickel eines Kindergartenkindes? Traumhaft! Dein inneres Kind freut sich so über euren Auflug, dass es dir ein Bild gemalt hat! Und noch ein letzter Stubser, um deine Zweifel, ob du überhaupt „Kunst“ machen kannst oder darfst zu überwinden: Du kennst sicher die Bilder, mit denen Mondrian berühmt geworden ist. Genau, diese senkrechten und waagerechten schwarzen Linien, die dann Kästchen ergeben, die rot, blau und gelb ausgemalt sind. Aber wusstest du, dass Mondrian fasziniert war von Ästen und Zweigen, weil er darin die kunstvolle Logik der Schöpfung sah und diese nur zu schwarzen Linien abstrahiert hat? Würde irgendjemand bezweifeln, dass das „Kunst“ ist? Also: „Schlimmer“ als ein Mondrian können deine Bilder auch nicht werden! 😉

Je öfter du deinen Blick auf Motive richtest, die du in deinem Stil darstellen willst,

umso mehr schulst du deine Achtsamkeit!

Habt ihr Lust, mit mir eine kleine Sammlung der schönen Momente anzulegen? Dann schreibt uns Kommentare mit den schönsten Augenblicken, in denen ihr ganz im Hier und Jetzt ward! Ihr könnt die Kommentare natürlich aber auch nutzen, um andere Gedanken zum Thema loszuwerden! 🙂

Und jetzt noch schnell was in eigener Sache: Ich will mich ganz herzlich bei allen bedanken, die am letzten Wochenende den Freitags-Artikel geteilt haben, ihr seid der Wahn, die Statistik hat getanzt! Und ganz herzlich begrüßen möchte ich auch die neuen Follower, schön, dass ihr mit an Bord seid!

Mein erster Post im Kreativkick – WOW!

Pastell Cartoon Küste Urlaub

Frau Schmittenköttler und Waldemar – die Nasen im Wind

Liebe Freunde und Feinde, Künstler und Kollegen, Leser und Lustwandler!

Endlich ist es so weit – nachdem ich moooonatelang gegrübelt habe, wie der neue Blog meiner Träume aussehen könnte, hat es „plopp“ gemacht und ich wusste, was zu tun ist. Man sieht es diesem Blog (noch) nicht an, aber nachdem ich sieben Jahre lang einfach so vor mich hingebloggt habe, bin ich mit mir in Klausur gegangen, um heraus zu finden, was die „Großen“ der Branche eigentlich anders machen.

Ich wühlte mich also durch Vladislav Melniks Affenblog, abonnierte den Schreibsuchti Walter, verschlang alles, was Katharina Lewald auf Bloggen für schlaue Frauen erklärt und bestellte mir diverse eBooks zum Thema erfolgreich bloggen. Und ich muss sagen: Ich liebe diese Experten! Der Service ist grandios, wenn man in ganz kurzer Zeit ganz viel auffrischen oder neu lernen will. Ja, ich gestehe, ich gehöre zu den Abonnenten, die schon am eMail-Postfach lauern, wenn es Zeit ist für die neuen Artikel meiner Lieblingsblogger. Aber ich bin dann tatsächlich, ganz entgegen meiner Selbsteinschätzung, dass ich ja alt und weise bin, in die Falle getappt in die wohl alle tappen, die es mit dem Bloggen ernst meinen. Ich hatte irgendwann so viele Tipps im Kopf, dass ich mich überhaupt nicht mehr rühren konnte.

Also hab ich das gemacht, was ich immer mache, wenn ich feststecke und meine eigenen Gedanken anfangen, mir auf die Nerven zu gehen: Ich habe gemalt! Gezeichnet. Gepinselt. Skizziert. Gelacht und mich entspannt. Malen ist für mich einfach das geilste, was man tun kann, wenn der Kopf zu voll ist. Plötzlich ist das Gehirn mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Die Hände haben zu tun. Die Augen befassen sich nicht mehr mit leeren Pixeln auf Bildschirmen, sondern beginnen wie von selbst, überall nach Schönheit zu suchen. Nach Farben, Licht und Schatten. Wer malt, sieht die Welt einfach mit anderen Augen.

Dabei geht es überhaupt nicht darum, zu malen wie X oder Y, Perfektion zu erreichen, sich selbst zu vergleichen und zu „benoten“. Es geht darum, diesen grandiosen Flow zu erreichen, in dem du einfach nur malst und atmest. Alles andere wird unwichtig. Und wenn du dann wieder auftauchst – obwohl du gar keine Lust hast, weil du einfach weiter malen willst – dann strotzt du vor Energie. So wie ich jetzt, mit dem Start dieses perfekt unperfekten Blogs, mit dem ich mich nach der langen Brutphase selbst überrumpelt habe. DAS will ich machen! Plopp.

Und dieses geniale Gefühl will ich weitergeben. Auch, wenn es kitschig klingt: Ich glaube, dass die Welt zu einem besseren Ort wird, wenn wir Menschen endlich mal das Hamsterrad anhalten, aussteigen, schnüffeln, blinzeln und dann anfangen, die Welt neu und bunt zu gestalten. Dabei geht es für mich nicht darum, alles hinzuschmeißen und von Kunst leben zu wollen. Genau darum geht es nicht. Es geht darum, das zweckgerichtete Denken zu verlassen, sich nicht bei jedem Pinselstrich zu fragen: Wofür ist das gut? Was hab ich davon, das zu tun? Bringt das überhaupt was ein?

Solange wir so denken, macht es keinen Unterschied, ob wir den Flow jagen oder einen Floh – erwischen werden wir sie beide nicht. Ich bin für Leichtigkeit, Leidenschaft, Sinnfreiheit und Spaß am Tun – dann wird’s auch was mit der Kunst.

Was hat das jetzt alles mit dem Bild zum Post zu tun? Ganz einfach! Auf dem Bild sehen wir Frau Schmittenköttler und Waldemar, den dynamischen Dackelmischling. Die beiden sind Figuren, die seit Jahren immer wieder in meinen Cartoons und Bildern auftauchen. Einfach so. Nachdem Frau Schmittenköttler zwei Gatten totgepflegt hat (nacheinander – mit der freien Liebe hat sie es nicht so), hat sie Waldemar aufgenommen und reist nun mit ihm durch die Welt. Beide haben sich gedacht: Jetzt oder nie, jetzt sind wir mal dran! Und davon können wir uns alle eine Scheibe abschneiden. Frau Schmittenköttler und Waldemar werden uns – neben vielen anderen Figuren – durch diesen Blog begleiten und mit uns das Malen neu entdecken.

Also: Genieß das Leben und mal ein Bild!